Clinical Environmental Medicine

Environmental Medicine (EM) is a discipline concerning the impact of environmental factors on individual health risks and common welfare. Clinical Environmental Medicine encompasses the medical care of persons with health complaints and medical findings which can be traced back to environmental factors. Read more about Clinical Environmental Medicine ...

Portraitfoto von Dr. med. Peter Ohnsorge

Dr. med. Peter Ohnsorge hat die Umweltmedizin in ihren Fundamenten geprägt und die Disziplin der Klinischen Umweltmedizin faktisch begründet. Sein unermüdlicher Einsatz galt stets dem Wohle seiner Patienten und der Verbreitung umweltmedizinischen Fachwissens. Sein Werk und sein Wirken leben fort, sein Wissensportal scopro wird auch künftig Fortbildungen anbieten und Experten zusammenführen, doch von Peter Ohnsorge gilt es Abschied zu nehmen. In Trauer gedenken wir seiner, dankbar für die gemeinsame Zeit, voller Anerkennung für sein beeindruckendes Lebenswerk.

Für alle überraschend, auch für die, die ihn näher kannten, verstarb Dr. med. Peter Ohnsorge im Mai dieses Jahres nach kurzer schwerer Krankheit. Mit ihm verliert die Klinische Umweltmedizin die Personifizierung dieses Gebiets, das er zusammen mit sechs anderen engagierten Ärzten 1997 begründet hatte. Es war die Zeit, als in Deutschland die Belastung der gesamten Bevölkerung, der Muttermilch, der Nahrung und des Ambientes durch chlorierte Kohlenwasserstoffe, Lösemittel, Schwermetalle und andere Noxen hoch waren und die Methoden der Toxikologie, Arbeitsmedizin und Hygiene nicht länger ausreichten, die individuelle Suszeptibilität gegenüber solchen Belastungen zu untersuchen und abzuklären.

Peter Ohnsorge erkannte schnell, dass die Umweltmedizin als Disziplin institutionalisiert werden musste. Sie wurde später Klinische Umweltmedizin genannt, um sie besser gegenüber der Toxikologie, Arbeitsmedizin, Allergologie und Hygiene abzugrenzen, die sich die Zusatzbezeichnung Umweltmedizin angeeignet hatten, ohne sich methodisch zu verbessern, ohne praktische Erfahrung zu haben und (mit Ausnahme der Allergologie) ohne Ambulanzen zu besitzen. Er organisierte in kurzer Zeit den ersten Weiterbildungszyklus, der in Würzburg stattfand. Die Ärzteschaft war in Erkennung der Notwendigkeit voller Erwartungen und die Teilnehmerzahl war entsprechend groß. Im Rahmen der ersten Veranstaltung wurde der Deutsche Berufs- verband der (klinischen) Umweltmediziner (dbu) gegründet, deren geschäftsführender Vorstand er sogleich wurde. Seine Begeisterungsfähigkeit, die Dynamik und Kreativität waren wegweisend.

Von Anfang an bezog Peter Ohnsorge seine Familie und sein berufliches Team in diese Arbeit mit ein, unter denen seine Ehefrau Marlies und die Leiterin des Sekretariats Frau Klein besonders erwähnt werden sollen. Die Kongresse, Symposien und Seminare waren von Anfang an sehr persönlich, fast familiär. Die Abende in den Weinkellern Würzburgs, auf der Marienburg, die Schifffahrten auf dem Main und der Besuch der Wehrkirchen in der Umgebung nach langen und anstrengenden Arbeitstagen werden Vielen in der Erinnerung geblieben sein. Er strahlte bei allen Schwierigkeiten, die diese Disziplin dabei hatte, sich zu etablieren, immer Lebensfreude und Zuversicht aus. Zu seinen herausragenden Eigenschaften zählte es, auch mit denen, die strategisches Handeln der inhaltlichen Debatte vorzogen und auf deren Wort kein Verlass war, dennoch im Gespräch zu bleiben. Er lebte die Größe, die andere gerne gehabt hätten, und trennte stets den fachlichen Disput und die Dissonanz von dem persönlichen Umgang miteinander.

Die Kongresse und Seminare und die dort präsentierten neuen Gedanken weckten auch das Interesse eines Zahnarztes, der schnell verstand, dass gerade seine Disziplin in vielfältigem Ausmaß Materialien im Körper verarbeitete, die lange verweilen sollten und wirken konnten. Dieser Zahnarzt erkannte die methodische Bedeutung der Klinischen Umweltmedizin. Es war Lutz Höhne, der zusammen mit seiner Frau Claudia zu den umweltmedizinischen Veranstaltungen kam, lange zuhörte, still lauschte und Wissen sammelte, bis er sich mehr und mehr in die Diskussionen einbringen konnte. Schließlich hatte er so viel Kompetenz erworben, selbst eine Fachgesellschaft zu gründen, die sich mit diesen Problemen auf dem Gebiet der Zahnmedizin befasst. Er nannte sie Deutsche Gesellschaft für Umwelt-ZahnMedizin (DEGUZ), ohne die inzwischen die Mediziner längst nicht mehr auskommen könnten. Es ist ein Beispiel, wie durch gegenseitiges Lernen und konstruktive Kooperation neue Ideen geboren und Lösungen für die Patienten gefunden werden.

Es wurde auch bald deutlich, dass die Klinische Umweltmedizin ein europäisches Thema werden musste, wenn ihre Ziele erreicht werden sollten, da viele Entscheidungen in Brüssel getroffen wurden und werden. Nach vielen gemeinsamen Gesprächen wurde die Gründung einer europäischen Fachgesellschaft beschlossen, die European Academy for Environmental Medicine (EUROPAEM) genannt wurde. Luxemburg wurde zum Knotenpunkt dieser Aktivitäten, da wir diesem Land auf Grund der eigenen Struktur und der sprachlichen Gegebenheiten eine verbindende Funktion zu den Beneluxländern und Frankreich zutrauten. Es wurde dort auch rasch ein Ausbildungszyklus etabliert, der durch den Gesundheitsminister Carlo Wagner unterstützt wurde. Internationale Kongresse fanden dort statt und es wurden Kontakte zu Wissenschaftlern des Auslands geknüpft.
Unseren persönlichen gemeinsamen Gedankenaustausch und die visionären Überlegungen mussten wir oft aus Zeitmangel auf die zahlreichen gemeinsamen Reisen verlegen. Hinzu kamen die Beteiligung an der Ausarbeitung eines Curriculums der Bundesärztekammer, eines Leitfadens der eigenen Disziplin und einer Guideline zur Pathogenität elektromagnetischer Felder sowie die Mitarbeit als Wissenschaftlicher Beirat von Studien am Robert Koch-Institut neben Publikationen und der alltäglichen Arbeit in der Praxis.

Hatte es die Bundesärztekammer (BÄK) schon versäumt, die wirtschaftliche Sicherheit der aufwendigen Arbeit klinischer Umweltmediziner zu sichern, so war es zweifellos eine törichte Entscheidung der BÄK alle Zusatzbezeichnungen abzuschaffen und somit die curriculäre Weiterbildung zu beenden. So entschloss Peter Ohnsorge sich, in eigener Regie Weiterbildung anzubieten, bis die Kammer ihre falsche Entscheidung revidieren würde. Diesen Punkt erlebte er nicht mehr. Er verlor Visionen nicht aus den Augen, hatte stets einen langen Atem und fühlte sich bei allem den Anliegen seiner Patienten verpflichtet. Sie fanden bei ihm stets ein offenes Ohr, so überlastet er auch sein mochte.

Peter Ohnsorge war ein unermüdlich handelnder Mensch. Das unentschlossene Taktieren von Administrationen war ihm fremd. Die Bereitschaft seine ganze Persönlichkeit, seinen Intellekt und sein geistiges und körperliches Leistungsvermögen zum Wohl anderer einzusetzen, zeichnete ihn bis zu seinem Tod aus.

Dieses Land sollte ihn posthum ehren, wie er es verdient hat.

Kurt E. Müller und Wolfgang Huber

Deutscher Berufsverband Klinischer Umweltmediziner e.V. (dbu)
European Academy for Environmental Medicine e.V. (EUROPAEM)
Deutsche Gesellschaft für Umwelt-ZahnMedizin e.V. (DEGUZ)